PilgernFremder in der Fremde
Bedeutung
Spiritualität, Selbstfindung oder Liebe zur Natur: Gründe zum Pilgern gibt es viele. Schon lange vor Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg“ hatten die Menschen die Sehnsucht danach, sich auf den Weg zu machen, um den Sinn des Lebens zu suchen.
Das Wort Pilgern stammt ursprünglich vom lateinischen peregrinus, was so viel bedeutet wie „Fremder in der Fremde“ sein. In vielen Weltreligionen und weit darüber hinaus erfährt die Pilgerreise eine wichtige Bedeutung. Im Mittelalter gab es zahlreiche Pilgermotive, wie zum Beispiel Pilgern zum eigenen Seelenheil, Pilgern zur Heiligenverehrung, Pilgern als wunderbare Heilung, Pilgern zur Buße oder Pilgern zur Sinnsuche.
Die Kernessenz bei allen ist es, sich auf den Weg zu machen. Nicht das Ziel ist wichtig, sondern der Weg selbst. Und der Prozess, den Pilger beim Gehen erleben. Die Reise ist verbunden mit einer inneren Haltung voller Offenheit. Offenheit für die Dinge, denen man am Weg begegnet und die in sich selbst entstehen.
Während beim Wandern der Naturgenuss im Vordergrund steht, spielt beim Pilgern die Einstellung und innere Haltung eine bedeutende Rolle. Es geht darum, sich bewusst Zeit zu nehmen, zur Ruhe zu kommen, zur Entschleunigung und das eigene Leben zu reflektieren.
Heute liegt Pilgern wieder im Trend. Die Motive sind andere: Vielleicht ist es die Sehnsucht nach Langsamkeit, vielleicht der Wunsch nach einer kurzen Auszeit von Hektik und Alltag oder schlicht die Suche nach dem einfachen „Sein“.
Auf der Suche nach sich selbst, sind viele Pilger alleine unterwegs. Der eigene Rhythmus bestimmt den Weg. Aber auch in einer Gruppe hat das Pilgern seinen Reiz. Man kann sich gegenseitig stützen, Impulse von anderen wahrnehmen und sich austauschen, gemeinsam singen und beten.
Die Wanderführerin und AutorinRenate Florl
Essenz des Pilgerns
„Pilgern beinhaltet das Unterwegssein und das Herausgehobensein aus dem alltäglichen Leben. Pilgern bedeutet, jeden Tag aufs Neue den Aufbruch ins Ungewisse wagen, das Gehen und Ausruhen, das Ankommen. Es bringt es mit sich, sich auf das Wesentliche zu reduzieren und auskommen mit dem, was man hat – und es wird einem dabei manches geschenkt, wovon man nie zu träumen gewagt hätte.“